Der Züchter soll nicht mehr Schöpfer spielen
Tages Anzeiger
Publikationsdatum: 1999/01/06 TA - Seite: 2 - Autor: Eva Mackert

  • Zu diesem im Tages Anzeiger vom 6 Januar erschienen Bericht wird ein im Tages Anzeiger erschienener Leserbrief vom 16.01.1999 vorangestellt, um kein falsches Gesamtbild zu vermitteln.
  • Zudem können Sie weitere Leserbriefe nachfolgend zum diesem TA Bericht studieren, die am 16.01.1999 veröffentlicht wurden. Gezwungenermassen wurde auf den Angriff des Leserbriefes von E. Bolt St. Gallen am Schluss relativ deutlich geantwortet.

Leserbrief TA vom 16.01.1999

Die im TA veröffentlichte Darstellung, die SKG sei die Dachorganisation aller Rasseklubs, ist falsch. Es gibt da auch noch andere Rasseklubs und Organisationen, die nicht zu diesem Verband gehören, wie z.B. der Schweizerische Yorkshire Terrier Club (SYC) im Rahmen der Europäischen Hundesport Union (EHU). Der SYC ist ein eingetragener Verein, dessen nationale Bezeichnung 1992 eidgenössisch bewilligt wurde, was zugleich klarstellt, dass es auch in der Schweiz keine Monopole für irgendeinen Rassehundeverein gibt. Wir bedauern die Zustände in der SKG, aber jeder Verein hat eben die Funktionäre, die er verdient. Man darf deshalb nicht alle in einen Topf werfen, insbesondere weil im SYC gesunde Hunde auch anderer Rassen gezüchtet werden, was dessen Sinn und Zweck nach Statuten voll erfüllt.
SCHWEIZERISCHER YORKSHIRE TERRIER CLUB (SYC)





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Der Züchter soll nicht mehr Schöpfer spielen
Publikationsdatum: 1999/01/06 TA - Seite: 2 - Autor: Eva Mackert

Berner Sennenhunde, die kaum sechs Jahre alt werden, Deutsche Schäfer mit Hüftproblemen: Folgen der Extremzucht. Jetzt ist im Parlament ein Verbot bestimmter Rassen hängig.

Der äussere Gehörgang des Spaniels ist chronisch entzündet, die Bulldogge ist per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen, der Dackel hat einen Bandscheibenschaden, der Collie ist vorzeitig erblindet, der Chihuahua, der mexikanische Winzling, hat eine offene Fontanelle, und der Kinostar des Jahres 1997, der Dalmatiner, ist taub. Tiergeschichten der tragischen Art. Bei dieser makabren Aufzählung handelt es sich um einen Teil der Erbkrankheiten, die Hunden im Laufe von rund siebzig Jahren angezüchtet worden sind. "1928 waren beim Hund lediglich fünf Erbkrankheiten bekannt, im Herbst 1995 waren es 336 und 1998 beinahe 400", sagt Marlene Zähner, Veterinärmedizinerin am Tierspital Zürich und selber Züchterin von Bluthunden. Bereits im August letzten Jahres hat sie an einer Züchtertagung deutliche Worte gesprochen: "Die Zucht von Rassehunden ist in Gefahr." Exzesse in der Rassehundezucht hätten dazu geführt, dass diese von Tierschützern, den Medien und auch von Politikern massiv angegriffen würden - "und das häufig zu Recht". Damals warnte Marlene Zähner: "Die Zeit drängt, bevor die Politiker den Hundezüchtern die Tür vor der Nase zuschlagen und mit extremen Gesetzen die Züchtung einer grossen Anzahl von Rassen verbieten."

Der Bundesrat und die Hundezucht
Auf politischer Ebene tut sich in der Tat etwas, was einigen Hundezüchtern Bauchschmerzen bereitet. Eine Initiative des Berner SP-Nationalrates Paul Günter, im März 1996 eingereicht, passierte ohne grosses Federlesen die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. Der Vorstoss verlangt eine Ergänzung des Tierschutzgesetzes. Einerseits soll der Gesetzgeber Merkmale festlegen, die bei der Auswahl eines Tieres zur Zucht zu berücksichtigen sind, und andererseits sollen Zuchtmethoden verboten werden, welche den Tieren Schmerzen oder Leiden zufügen und sie in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigen. Günter zielte dabei nicht nur auf die Zucht von Hunden ab. Er hatte generell die so genannten Qualzuchten im Visier, die auch Katzen, Mäuse, Vögel und Hühner betreffen. Die Kommission unter dem Vorsitz der Solothurner CVP-Nationalrätin Ruth Grossenbacher wies damals schon auf die Gen-Lex-Motion hin, die ähnliche Forderungen beinhaltet.

Ein Vorentwurf zur Gen-Lex-Motion wurde in die Vernehmlassung geschickt und liegt jetzt beim Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal). Bis zum Frühsommer wird das Buwal eine Gesetzesvorlage zur Gen-Lex-Motion ausarbeiten. Sofern die Vorschläge für die Tierzucht alle parlamentarischen Hürden nehmen, werden sie ins revidierte Tierschutzgesetz aufgenommen. Der Bundesrat könnte dann tatsächlich bestimmte Zuchten verbieten.

Tiermediziner, Tierschützer und verantwortungsvolle Züchter möchten aber handeln, bevor die Politiker ihnen vorschreiben, wie und welche Rassen gezüchtet werden dürfen und welche auf die schwarze Liste kommen. Wenn von Qualzuchten geredet wird, also von nackten Hunden, von Bulldoggen, die kaum mehr atmen können, von aggressiven Kampfhunden, vom Shar Pei, dem chinesischen Faltenhund, so ist das nur die Spitze des Eisberges. Marlene Zähner bevorzugt den Begriff Extremzucht, und darunter fallen auch Hunde, die wir täglich auf der Zürcher Allmend sehen können: Schäferhunde, Pudel, Dackel, Spaniel, Boxer, Dalmatiner, Doggen, West White Highland Terrier und sogar der Golden Retriever.

Warum wird überhaupt gezüchtet? Warum masst sich der Mensch an, Schöpfer im Tierreich zu spielen, wo sich doch Hunde ohne menschliches Eingreifen von selbst vermehren? "Ohne Zucht hätten wir immer noch Wölfe", meint Marlene Zähner. Irgendwann hat sich der Wolf dem Menschen angeschlossen. Synergien sind entstanden, indem das Wildtier vom Menschen Futter bekommen hat und von diesem wiederum als Wach- oder Jagdhund eingesetzt wurde. Weil immer nur die Zahmsten zur Weiterzucht verwendet wurden, hat sich das Wesen und das Äussere des Wolfes verändert und dem Menschen angepasst.

Aber was ist schief gelaufen in der Hundezucht? Der Jagdgehilfe und Wächter musste im Laufe der Jahrhunderte immer mehr einem Schönheitsideal entsprechen, das von den Menschen vorgegeben wurde. Nicht mehr die Leistung, sondern das Erscheinungsbild war wichtig, eine Entwicklung, die mit den Hundeausstellungen, die Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals in England durchgeführt wurden, ihren verhängnisvollen Lauf nahm.

Eigentliche Missgeburten
Die moderne Hundezucht habe Rassen geschaffen, "die von den anatomischen und physiologischen Voraussetzungen her gesehen Missgeburten darstellen", sagt Wilhelm Wegner, Professor am Institut für Tierzucht der Universität Hannover. In einer Broschüre des Schweizer Tierschutzes (STS) nennt er folgende Beispiele:

Bulldoggen und Boxer wurden systematisch auf einen möglichst breiten Kopf und ein schmales Becken gezüchtet, was zur Folge hat, dass die Welpen oft per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden müssen, weil ihre Köpfe zu breit für das schmale Becken des Weibchens sind.

Die extremen Mopsköpfe (rund, Glotzaugen, keine Nase) verstärken die Tendenz zu Wasserköpfen und Bandscheibendegenerationen.

Extravagante Farbentypen wie beim Dalmatiner und beim weissen Bullterrier werden zum Teil von Genen gesteuert, die zu Hör- und Sehschäden, ja, bis zur totalen Taubheit führen.

Angezüchtete Schwanzlosigkeit und Stummelschwänze können zu Anomalien des vorderen Wirbelsäulenabschnittes führen.

Die Diamantaugen genannte krankhafte Lidmissbildung des Chow-Chow und des Shar Pei kommt durch eine Verengung zu Stande und kann zur Blindheit führen. Beim Basset, wo man das Rot des unteren Augenlides sehen soll, kommt es zu chronischen Bindehautentzündungen.

Kurznasige Möpse, Boxer und Bulldoggen neigen wegen Missbildungen des Gaumens zu chronischer Atemnot, Schluckbeschwerden und Herzschwäche.

Viele Deutsche Schäferhunde, aber auch Rottweiler, Neufundländer, Bernhardiner leiden an Knochenschwäche, die sich als Hüftgelenkdysplasie (HD) äussert. Beim Schäfer werden die Gelenke durch "moderne" Zuchtmerkmale wie abfallender Rücken und abgewinkelte Hinterbeine noch zusätzlich belastet.

Unter dem Begriff Extremzucht werden oft auch die so genannten Kampfhunde aufgezählt. Gegen den Kampfhund sind beim Bundesrat auch schon Vorstösse eingereicht worden (Motion Weder, Petition aus Tierschutzkreisen), die zum Beispiel ein Zucht-, Abrichte- und Importverbot fordern. Kampfhunde werden von Laien gerne mit bestimmten Rassen in Verbindung gebracht, so mit dem Bullterrier, Mastino, Bull-Mastiff, Staffordshire-Terrier und Dobermann. "Den Kampfhund als solchen gibt es nicht", schreibt die Verhaltensforscherin Dorit Feddersen-Peter von der Universität Kiel. Marlene Zähner pflichtet dem bei: "Einerseits werden aggressivere Hunde zur Zucht verwendet, andererseits werden diese durch die Erziehung gezielt scharf gemacht." Den Kampfhund per Gesetz verbieten zu wollen, sei genauso unsinnig wie ein Verbot jener Rassen, die unter den Begriff Extremzuchten fallen.

Züchter und Richter gefordert
Auch das Europaparlament hat sich mit der Hundezucht befasst. In einem Übereinkommen, das 1994 für die Schweiz in Kraft getreten ist, werden vor allem Züchter und Richter angesprochen. Den nationalen Züchterorganisationen, die jeweils die Merkmale für ihre Rassen (in der Schweiz sind es die Bernhardiner und die Sennenhunde) festlegen, wird empfohlen, folgende Bestimmungen aufzustellen: Minimal- und Maximalwerte für die Höhe oder das Gewicht von sehr grossen und sehr kleinen Hunden, Maximalwerte für die Proportionen zwischen Länge und Höhe von kurzbeinigen Hunden. Zu vermeiden seien konkret "eingedrückte" Nasen, offene Fontanellen, anormale Beinpositionen, anormale Zahnstellungen, hängende Augenlider, zu kleine und zu grosse Augen. Kurz darauf wurde in schwedischen Zeitungen eine Liste von 60 Hunderassen veröffentlicht, die verboten werden sollten, unter ihnen Spaniel, Boxer, Entlebucher Sennenhund, Bernhardiner und der bei den Jägern sehr geschätzte Deutsche Jagdterrier.

Wie haben die Schweizer Züchter und Verkäufer reagiert? "Die offizielle Kynologie hat bis zum heutigen Tag geschlafen", meint Marlene Zähner. Viele Züchter ignorierten das Problem, andere würden glauben, dass es ohnehin nur die anderen angehe. Es sei höchste Zeit, aufzuwachen und zu reagieren, meint die engagierte Tierärztin und Tierschutzbeauftragte der Gesellschaft Schweizer Tierärzte. Wenn die moderne Veterinärmedizin heute in der Lage sei, Schäden einseitiger Zuchtstrategien zu korrigieren - etwa künstliche Hüftgelenke und Augenoperationen -, so sei dies nur Symptombekämpfung zu Gunsten des Einzeltieres, bringe jedoch keinen gesundheitlichen Fortschritt in der Hundepopulation.

Zuchtziele neu definieren
Ein "gesunder und wesensstarker" Hund müsse das Zuchtziel sein. "Richter und Züchter müssen beginnen, die Gesundheit, das Gangwerk und das Temperament über rassetypische Merkmale zu stellen", fordert Zähner. Es sollen keine Hunderassen verboten, sondern Zuchtziele geändert werden. Diese Aufgabe sollten, meint Zähner, verantwortungsvolle Züchter nicht den Politikern, sondern einem Fachgremium überlassen, das den Gesetzgeber berät.

Die Weichen werden bereits bei der Zulassung zur Zucht (Ankörung) gestellt. "Wieso nicht einmal mit einem Hund züchten, der vielleicht etwas zu gross, zu klein, zu langbeinig, zu wenig aggressiv ist, der einen kurzen Rücken hat und dessen Fellfarbe vom Standard abweicht?", fragt Zähner. Dies trage zur genetischen Durchmischung bei und mildere Degenerationserscheinungen. Die Ansicht, dass sich nur Ausstellungssieger für die Zucht eignen, sei falsch.

Marlene Zähner stösst mit ihren Anliegen nicht immer auf offene Ohren. Die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) wählte sie zwar zur Präsidentin für Zuchtfragen, doch wurde sie vom Zentralvorstand anschliessend in einem Ausmasse desavouiert, dass ihr und einem anderen Vorstandsmitglied nichts anderes übrig blieb als zu gehen. Die SKG ist die Dachorganisation aller Rasseklubs und ihrer lokalen Sektionen - und damit eigentlich die Organisation mit dem grössten und direktesten Einfluss auf Züchter und Richter. Es bleibt also die Frage, ob die Züchter wirklich auf eine kritische Stimme hören wollen.

Lebenserwartung sechs Jahre: Auch die Züchtung der Rasse Berner Sennenhund, der oft an schwerem Übergewicht leidet, soll verboten werden.

Hundekauf
Wer einen Rassehund kauft, muss sich den Züchter und den Ort der Zucht genau anschauen.

Für die Zucht sollen nur gesunde Tiere mit einwandfreiem Wesen eingesetzt werden.

Heranwachsende Welpen müssen in den ersten Wochen regelmässig Kontakt zu verschiedenen Menschen haben, auch zu Kindern. Sie müssen ihre Umwelt und auch andere Tiere kennen lernen. Sie sollten erst im Alter von 10 bis 12 Wochen von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt werden.

Abzuraten ist von Hunderassen, bei denen ein Merkmal extrem gezüchtet wurde, zum Beispiel: Zwerg- oder Riesenwuchs, eingedrückte Nase, grosser runder Kopf und grosse Augen, übermässig langer Rücken und kurze Beine.

Es soll ein Hund mittlerer Grösse sein, der gerade auf seinen Beinen steht, einen Kopf mit normalen Proportionen und gesunde Augen mit korrekt anliegenden Augenlidern hat.

(TA)

Auskunft und Broschüren bei: Schweizer Tierschutz, Zentralsekretariat, Dornacherstrasse 101, 4008 Basel, Tel. 061/361 15 15, oder Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG), Postfach 8217, 3001 Bern, Tel. 0XY/XXX XX XY.
Wenn Sie nicht verstanden haben, wieso oben eine Telefonnummer fehlt, haben Sie nichts verstanden und sollten nochmals oben mit lesen beginnen.





Hundezüchter haben umgelernt
Der Züchter soll nicht mehr Schöpfer spielen, TA vom 6. 1. 1999

TA Leserbriefe vom 16.01.1999

Es ist wahr, dass man bei der Zucht einzelner Hunderassen von Tierquälerei sprechen muss. Es ist auch lobenswert, wenn die Medien auf solche Missstände aufmerksam machen. Wenn aber seriöse Rassehunde-Zuchten mit tierquälerischen Extremzuchten in einen Topf geworfen werden, dann tut Aufklärung Not! Als ich vor mehr als drei Jahren in der Zeitung las, dass Schweden verschiedene überzüchtete Hunderassen verbieten will, habe ich mich näher darüber informiert. Vor allem wollte ich wissen, welche Rassen auf der Liste stehen würden. Die Definition war klar: Es handelt sich um "eigenwillige Hunderassen, deren äussere Merkmale dem Vierbeiner ein qualvolles Dasein verschaffen". Die Verbotskandidaten verfügen - wie es hiess - über gravierende herangezüchtete Erbfehler und Krankheiten wie Atembeschwerden, Gebärprobleme, Augen-, Ohren- und Hautleiden aller Art, Knochendefekte und nicht zuletzt mentale Störungen wie unkontrollierbare Aggressivität und Übersexualität.

All dies ist beim Berner Sennenhund nicht anzutreffen, denn gerade diese Rasse besticht durch ihre natürliche Schönheit. Rassenmerkmale wie Grösse, Körperbau, Kopf-, Ohren- und Augenform sind ganz auf Gesundheit ausgerichtet. Es war auch absolut nie die Rede davon, dass die Zucht dieser Rasse verboten werden soll. Trotzdem bringt der "Tages-Anzeiger" zu diesem Thema riesengross ein Bild eines Berner Sennenhundes, darunter eine Bildlegende mit verwirrender Aussage: Dass die Lebenserwartung bei sechs Jahren liegt, ist falsch. Die Lebenserwartung des Berner Sennenhundes beträgt 12 bis 13 Jahre, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt nach langjähriger Statistik des Klubs für Berner Sennenhunde bei 7,3 Jahren. Darin sind sowohl alte wie auch junge Hunde, die z. T. durch Unfälle oder Krankheit starben, mit einbezogen. Die Zahlen der Tierspitäler sind meist falsch. Erstens werden da nur die Tiere erfasst, die krank waren. Zweitens wird in den Tierspitälern nicht zwischen rassereinen Hunden mit Stammbaum und so genannt wild gezüchteten ohne Stammbaum unterschieden.

Man weiss aber, dass gerade bei der unkontrollierten stammbaumlosen Zucht oft mit kranken Hunden oder mit Hunden mit kranken Erbanlagen gezüchtet wird und dass das Risiko für Erbkrankheiten gerade bei den so genannt "rassereinen Hunden ohne Stammbaum" enorm gross ist. Die unkontrolliert wilde Hundevermehrung ist auch das grösste Problem für die seriöse Zucht, denn alles, was aussieht wie ein Berner Sennenhund, wird dem seriös gezüchteten Berner Sennenhund gleichgesetzt.

Weiter wird in der Bildlegende erwähnt, dass der Berner Sennenhund oft an Übergewicht leidet. Das stimmt, nur hat das nichts mit der Zucht zu tun. Die Berner-Sennenhunde-Zucht strebt nicht dicke Hunde, sondern Hunde mit starkem Knochenbau an! Übergewicht kommt übrigens bei allen Rassen vor, wegen Überfütterung und Bewegungsmangel! Obwohl der Berner Sennenhund im ganzen Artikel nie als schlechtes Beispiel erwähnt wird, ist es die erste Hunderasse, die in der fett gedruckten Einleitung genannt wird. Zusammen mit dem riesengrossen Bild erweckt das beim Leser den Eindruck, die Zucht der Berner Sennenhunde sei am schlechtesten dran. Und das stimmt nun mal nicht! Wir vom Berner-Sennenhunde-Klub (KBS) sind uns bewusst, dass wir gewisse Erbleiden züchterisch angehen müssen. Und gerade in dieser Richtung wird im KBS enorm viel getan. Die Züchter müssen sich äusserst strengen Zuchtbestimmungen unterwerfen, und unsere Zuchtkommission ist in ständigem Kontakt mit international anerkannten Fachpersonen. Dank entsprechenden Massnahmen konnten schon viele Probleme (wie z.B. Gelenksprobleme) stark reduziert werden.

Ich selbst züchte nicht, ich halte mir aber seit zehn Jahren zwei Berner Sennenhunde. Ich treibe Hundesport mit ihnen und zeige sie in sportlich schlanker Kondition an Ausstellungen. Ich spiele also nicht "Schöpfer", sondern bin kritischer und anspruchsvoller "Endverbraucher". Und ich bin total begeistert von diesen Hunden!

BERNADETTE SYFRIG, RICHTERSWIL



Die im TA veröffentlichte Darstellung, die SKG sei die Dachorganisation aller Rasseklubs, ist falsch. Es gibt da auch noch andere Rasseklubs und Organisationen, die nicht zu diesem Verband gehören, wie z.B. der Schweizerische Yorkshire Terrier Club (SYC) im Rahmen der Europäischen Hundesport Union (EHU). Der SYC ist ein eingetragener Verein, dessen nationale Bezeichnung 1992 eidgenössisch bewilligt wurde, was zugleich klarstellt, dass es auch in der Schweiz keine Monopole für irgendeinen Rassehundeverein gibt. Wir bedauern die Zustände in der SKG, aber jeder Verein hat eben die Funktionäre, die er verdient. Man darf deshalb nicht alle in einen Topf werfen, insbesondere weil im SYC gesunde Hunde auch anderer Rassen gezüchtet werden, was dessen Sinn und Zweck nach Statuten voll erfüllt.

SCHWEIZERISCHER YORKSHIRE TERRIER CLUB (SYC)



Dass die Zucht solch verkrüppelter Tiere geschieht, verdanken wir in erster Linie denjenigen, die selbst geistige Krüppel sind. Sie sehen in so etwas ein "Schönheitsideal". Sollten diese Leute Gefallen finden an einem Hund mit dem Schwanz am Kopf und mit Ohren an den Hinterläufen, würde sich (aber sicher auch erst dann, wenn die Nachfrage da ist) auch ein Züchter finden, der es versucht. Die Rassehunde-Vereine und -halter sind damit übrigens genau auf der Linie der Zeit, die besagt, je unnatürlicher, desto besser. Ski fahren im Sommer, Kirschen zu Weihnachten, Kreuzung Schaf/Ziege oder eine Tomate, die monatelang "frisch" bleibt, es liesse sich noch viel anderes aufzählen, was genau so irre ist wie die armen Hunde.

Und noch etwas. Wenn jemand einen Hund verprügelt, muss er mit Strafe rechnen, wer aber den Hunden (und anderen Tieren) auf diese Weise lebenslange gesundheitliche Schädigung anzüchtet, kommt frei davon. Warum? Ich selber halte einen lustigen und auch hübschen x-fachen Mischling, und zur Freude über seine Lebenskraft, Vitalität und Intelligenz trägt auch das bei, dass er nur dann zum Tierarzt muss, wenn die Impfung fällig ist.

JIRI SVEJDA, AFFOLTERN A. A.


Die Hundezüchter unter dem Dach der grössten Schweizer Hundeorganisation SKG haben in den letzten Jahren Vorkehrungen getroffen, die Gesundheit ihrer vierbeinigen Freunde über alles zu stellen. In allen erwähnten Rassen bestehen Gesundheitskontrollen für die Zuchttiere. Bei den SKG-Züchtern ist das Verantwortungsbewusstsein für gesunde und wesensfeste Rassehunde vorhanden. Nur: Was in 60 bis 70 Jahren durch einseitige Zucht gefestigt wurde, bekommt man nicht in 2 bis 3 Jahren wieder weg. Tiere sind keine Maschinen, die man einfach umkonstruiert, und vor Gentech-Einsatz in der Heimtierzucht bewahre uns der Himmel. Die heutige Züchtergeneration braucht etwas Zeit, um die Sünden der Väter zu beseitigen. Die SKG-Züchter sind ernsthaft dabei, Erbfehler mit Hilfe der Tierärzte auszumerzen durch Untersuchung der Zuchttiere und Nachkommen. Das müsste auch Frau Dr. Zähner als Vertreterin des Tierspitals Zürich wissen.

Die Kleinhunde, die oft zitiert werden als Extrem- oder Qualzuchten, sind äusserst langlebige Rassen. Sie haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von über 10 Jahren, viele werden 14 bis 17 Jahre alt. Sie sind menschenfreundlich und ungefährlich, reissen keine Schafe, wildern keine Rehe. Als Beispiel für den Erfolg der züchterischen Bemühungen zur Normalität muss man den Chihuahua nennen, bei dem die offene Fontanelle, einst gewünschtes Zuchtmerkmal und heute verpönt, fast ganz verschwunden ist.

Der Erfolg der organisierten SKG-Hundezüchter mit ihrer strengen Zuchtselektion wird gefährdet oder unterminiert durch die unkontrollierten Zuchten, wo vergleichbare Auflagen für Zuchttiere weitgehend fehlen. Mit Hunden, die von den SKG-Rasseklubs wegen Erbdefekt einer Zuchtsperre unterliegen, werden in andern Verbänden oder papierlos reinrassige Hunde gezüchtet! Eine Katastrophe, wenn schon die Mutter HD oder ein vererbtes Augenleiden hat. Die seit etwa zwei Jahren erhobene "kritische Stimme" von Frau Dr. Zähner ist in der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft nicht ungehört geblieben. Aber wir wollen uns heute, wo der Erfolg langsam sichtbar wird, nicht einreden lassen, dass einige unserer beliebtesten Hunderassen wie Berner Sennenhunde, Collie, Schäferhunde, Pudel, Spaniel, Boxer, Dalmatiner und alle Kleinhunde Extremzuchten sind und verboten werden sollen!

ERIKA BOLT, ST. GALLEN



Unsere Antwort zum Leserbrief von Frau Bolt

Sehr geehrte Frau Bolt

Betreffend Ihrem Leserbrief im TA 16.1.1999 ziehen Sie wieder einmal mehr über verbandsfremde Züchter herab und greifen diese an. Im Bericht des Tages Anzeiger werden mit keinem Wort andere Verbände erwähnt.

Im Gegenteil: Ihr Verband diskriminiert doch Hundehalter oder Hunde von uns.

Um es auch dem Leser verständlich zu machen, ihr Verband ist es doch, der Hunde aus anderen Zuchtverbänden nicht zulässt weder zur Zucht noch zu Ausstellungen!

Um so mehr aber werden Hunde zugelassen von Hundehändlern, die teilweise ebenfalls keine FCI Papiere haben. Man hat eben eine gesunde Blutauffrischung einfach nicht nötig.

Zudem werden auch bei Leistungsprüfungen oder Agility verbandsfremde Hunde und deren Besitzer diskriminiert, in dem man die Hunde aus anderen Verbänden nicht oder nur mit Mischlingen starten lässt. Dass damit im offenen Wettbewerb eine Blamage verhindert werden kann, ist bekannt. Der wahre Grund dürfte jedoch darin liegen, den aktiven Hundefreund beim nächsten Hundekauf zu einem SKG Verbandshund zu nötigen, ansonsten man ihn gar nicht mehr zulässt!

Mann oder Frau hat keine eigene Entscheidungsfreiheit mehr und die Möglichkeit zum freien Vergleich wird gleich vorweg entzogen. Als käme es dem Hundefreund oder Mitglied auf das Papier an. Frau Bolt, der Hundebesitzer will einen guten und gesunden Hund, nicht einen Fetzen Papier nach Angaben des Züchters erstellt, im Wert von Fr. 25.00, der für ihn unverständlich ist und dessen technischer Wert mit der Abschrift eines Telefonbuches zu vergleichen ist (Landesgericht München). Solche Vereinsvorschriften spotten jeder Würde, man tritt sie sogar mit Füssen. Hundezucht ist eine Ideologie, die so durch finanzielle Aspekte den Wert verliert.

Es ist auch nicht getan damit, dass Zuchtstatuten "unsinnig" verschärft werden, so dass es den Anschein erweckt, als dürfen nur noch Hundehändler, Verbandsbonzen und Hunderichter bzw. Funktionäre für Ihren Aufwand entschädigt werden. Viel mehr wären Führungsleute gefragt, auf dessen Erfahrung und Meinung die Mitglieder und Züchter Wert legen. Jede Rasse ist spezifisch anders und hat eigene kritische Punkte. Die Vergangenheit zeigt, übertriebene Verschärfungen der Statuten treiben die Züchter in die kynologische Kriminalität, die jene geradezu zum mogeln zwingt. Normalität mit gesundem Menschenverstand sollte gefördert werden, genauso wie endlich bei Ihnen eine Satzung in den Statuten nötig wäre wie: "Unseriöse Verkaufsmethoden werden geahndet".

Aber eben, wenn in einem Verein eine Präsidentin vorsteht, die bereits vom Terrier Club an der Generalversammlung ausgeschlossen wurde und danach gleich noch Präsidentin im Schweizerischen Zwerghundeclub (SZC) wird, obwohl diese selbst gar keine Zwerghunde züchtet, ja sogar zudem nach Jahren auch noch im Scottish Terrier Club, deren Rasse sie vermehrt, ausgeschlossen wird und immer noch Präsidentin im SZC ist, kann man doch wirklich nur sagen, jeder Verein hat eben die Funktionäre, die er verdient. Schade das darunter viele Unbeteiligte leiden.

Mit freundlichen Grüssen
Schweizerischer Yorkshire Terrier Club / SYC
R. Wirth
Präsident

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